„Alter Hase“ und „junger Fuchs“ bei der SG Fluorn-Winzeln

Interview / Ralf Schneider erhält Verstärkung / Marcel Eisele Co-Trainer beim SVW

Was haben die Fußball-Trainer Christian Streich in der Bundesliga beim SC Freiburg und Ralf Schneider in der Bezirksliga beim SV Winzeln gemeinsam? Beide sind in ihrer jeweiligen Liga die Dienstältesten ihrer Zunft und gehen mit ihren Teams im Sommer in die neunte Saison. Ralf Schneider erhält sogar Verstärkung: Marcel Eisele, langjähriger Kapitän beim Landesligisten SV Zimmern, wird sein neuer Assistent als Co-Trainer.

Fragen an Ralf Schneider

Der SV Winzeln spielte als Aufsteiger in der letzten Saison immer im oberen Tabellendrittel mit und konnte seinen Spielerkader im vergangenen Sommer durch die Kooperation mit dem VfL Fluorn noch verstärken. Bist du mit dem Saisonverlauf bis zum Corona bedingten Abbruch zufrieden?

Schneider: Absolut zufrieden. Jeder wusste, dass das zweite Jahr schwerer wird als das erste. Die Euphorie des Aufstiegsjahres fehlte zwar und die spielerische Qualität litt etwas darunter. Aber die Punkteausbeute, 28 in 14 Spielen, und die Platzierung, Rang 5 nach Quotientenregelung, stimmen.

Was hältst du von einer Quotientenregel, um die Abschlusstabelle zu ermitteln?

Es ist sicher die am wenigsten ungerechte Lösung, weil alle absolvierten Spiele zählen. Und wir profitieren sogar noch davon. Unsere „Zweite“ (die SG Fluorn-Winzeln) ist dadurch Meister in der Kreisliga B und kann aufsteigen.

Ist eure „Zweite“ eine Extra-Truppe oder gehört ihr zusammen?

Alle drei, auch das Team in der Kreisliga C, gehören zusammen In allen Mannschaften spielen Winzelner und Fluorner. Die Mannschaften trainieren zwar meistens getrennt, aber bei entsprechender (Trainings-)Leistung kann jeder aufrücken. Und die Meisterschaft unserer „Zweiten“ ist auch auf unser gutes Teamwork mit ihrem Trainer Rene Schittenhelm und „Co-Trainer“ Daniel Heizmann zurückzuführen.

…womit wir bei deinem neuen Co-Trainer wären.

Fragen an Marcel Eisele

Du hast in dieser Saison in Zimmern wegen einer langwierigen Verletzung gar nicht oft gespielt, was war los?

Eisele: Ich musste mich vor acht Wochen einer Hüftgelenksartroskopie unterziehen, weil sich schon lange Zeit Abnutzungserscheinungen an meiner rechten Hüfte bemerkbar machten.

Der SV Zimmern hat deshalb von deinem Karriere-Ende als Spieler berichtet. Stimmt das?

Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Was heißt das?

Nun ja, der Heilungsverlauf ist bisher sehr gut, aktuell bin ich im Aufbau-Training mit Physiotherapie und die lange Spielpause für alle durch Corona kommt mir persönlich da gar nicht so ungelegen.

Was waren eigentlich deine Beweggründe für den Wechsel als Co-Trainer zum SVW?

Zunächst natürlich die Probleme mit der Hüfte, dann aber auch der personelle Umbruch beim SV Zimmern. Und ein wichtiger Grund war auch, dass ich hier noch viele Kumpels habe, die mit mir beim VfL Fluorn früher gekickt haben. Diese Kontakte sind nie abgerissen und durch die Kooperation zwischen Winzeln und Fluorn ergeben sich einfach ganz neue Perspektiven.

Welche Perspektiven siehst du für dich persönlich?

Die Gesundheit steht natürlich an erster Stelle. Und ich hoffe, in absehbarer Zeit auch wieder auf dem Platz zu stehen. Außerdem will ich sehen, ob mir so ein Job als (Co-) Trainer Spaß macht und mir liegt, dann könnte ich mir auch vorstellen, langfristig als Trainer zu arbeiten.

Damit kämen wir zum nächsten Thema…

Fragen an beide:

Wie stellt ihr euch eure Zusammenarbeit im Trainergeschäft in Zukunft vor?

Schneider (grinst): Der Marci ist zwar ein junger Fuchs, aber er hat ja schon einige gute Trainer in seiner Karriere erlebt. Ich freue mich deshalb auf das Know How, das er mitbringt. Und den frischen Wind, den kann ich gebrauchen, da sich doch immer mehr Routine in den langen Jahren einschleicht.

Eisele: Ich hoffe natürlich, dass ich von Ralf Einiges abgucken kann und dass wir gut harmonieren. Es ist ja das erste Mal, dass der alte Hase einen Co-Trainer neben sich hat (beide lachen!).

Wie sieht die Kaderplanung aus, welche Veränderungen gibt es nach dieser Runde?

Schneider: Es ist ja schon bekannt, dass unser überragender Torwart Henning zum Verbandsliga-Aufsteiger Holzhausen geht. Das ist natürlich ein herber Verlust, aber auch die Chance für unseren zweiten Mann Ron Armbruster, der ebenfalls ein hervorragender Torhüter ist. Auch Reinhard Frommer (Torhüter von Betra) hat sich uns angeschlossen. Und mit Jan Wehrle und Lenny Haller, unserem bisherigen A-Junioren-Keeper, haben wir weiteres Potential auf dieser wichtigen Position.

Eisele: Außerdem kommen vier weitere Feldspieler aus der A-Jugend zu den Aktiven. Somit haben alle drei Teams überwiegend junge Spieler, das Durchschnittsalter der „Ersten“ liegt bei 23 Jahren, da bin ich mit meinen 28 eigentlich schon ein „alter Fuchs“.

Welche Ziele habt ihr für die neue Saison?

Schneider: Erst mal abwarten, wie und wann es bei uns wieder losgeht. Aber wir wollen auf jeden Fall unser Niveau stabilisieren und im oberen Tabellendrittel mitspielen.

Eisele: Ich will körperlich topfit sein und der Mannschaft helfen, am besten nicht nur von der Außenlinie aus, sondern auf dem Platz, denn ich spiele einfach gerne Fußball.

Die Fragen stellte Manfred Kaufmann

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Zur Person

Ralf Schneider (Jahrgang 1973) ist ein Eigengewächs vom FC Göllsdorf. Dort spielte er in allen Jugendteams und in der ersten Mannschaft, bis er mit 24 Jahren zum FV 08 Rottweil wechselte. Mit den 08ern war er jeweils drei Jahre in der Landesliga und in der Verbandsliga Württemberg erfolgreich. Seine Laufbahn als (Spieler-)Trainer startete er danach beim Bezirksligisten TSF Dornhan im Nördlichen Schwarzwald. Nach vier Spielzeiten erfolgte ein einjähriges Intermezzo beim SV Seedorf und seit 2011 (!) ist Schneider Cheftrainer beim SV Winzeln, den er vor einem Jahr wieder in die Bezirksliga Schwarzwald zurückführte.

Marcel Eisele (Jahrgang 1992) kommt ursprünglich vom VfL Fluorn. Hier spielte er bis zu den D-Junioren, wonach ihn sein Weg über den FV 08 Rottweil zum Landesligisten SV Zimmern führte. Nach seiner Zeit bei den B- und A-Junioren war er zehn Jahre lang eine feste Größe und langjähriger Kapitän der ersten Mannschaft. Höchste Spielklasse für ihn war ebenfalls die Verbandsliga mit dem SVZ in der Saison 2016/17. Nun zieht es ihn wieder zurück zu seinem Heimatverein, der inzwischen mit dem SV Winzeln kooperiert.